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Vektordatenbanken: Ein Must‑have für Unternehmen

Published on
11 Jan 2022
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Warum die semantische Suche für Unternehmen essentiell wird

In nahezu jedem Unternehmen wachsen die Datenberge rasant – allerdings selten geordnet, sondern verteilt über SharePoint-Ordner, Netzlaufwerke, E-Mail-Postfächer, CRMs oder interne Wikis. Die Folge ist ein alltägliches Such- und Kontextproblem: Mitarbeitende wissen oft nicht, dass relevante Informationen existieren, finden bekannte Dokumente nicht wieder oder verlieren Zeit in langen Rechercheschleifen. Dieses unsichtbare Informationschaos bremst nicht nur Entscheidungen, sondern verhindert auch den produktiven Einsatz von KI. Systeme wie ChatGPT oder Microsoft 365 Copilot entfalten ihren Nutzen erst, wenn Inhalte auffindbar, aktuell und mit dem richtigen Kontext versehen sind.

Von Copilot zu Vektordatenbanken: Prinzip & Mehrwert

Viele Organisationen starten mit Microsoft 365 Copilot und dem sogenannten Semantic Index. Der Index überspannt Microsoft-Datenquellen wie SharePoint, OneDrive, Outlook und Teams und liefert eine semantisch gestützte Suche. In der Praxis ist das oft ein spürbarer Fortschritt. Gleichzeitig zeigt sich in vielen Umgebungen eine Grenze: Die Indexierung erfolgt in der Regel tenant-weit und standardisiert, wodurch sich spezifische Fachkontexte oder Use Cases nur eingeschränkt abbilden lassen. Die Priorisierung bestimmter Metadaten oder Informationsarten ist meist nur begrenzt steuerbar, und wenn Dokumente als Ganzes statt in sinnvolle Abschnitte zerlegt werden, leidet die Treffergenauigkeit. Diese Punkte sind abhängig von Lizenz, Konfiguration und Produktstand und können sich ändern – der Copilot bleibt damit ein guter Startpunkt, doch wer mit KI einen differenzierten Wettbewerbsvorteil aufbauen will, benötigt zusätzliche Bausteine.

Hier kommen Vektordatenbanken ins Spiel. Sie speichern Inhalte nicht über Ordnerstrukturen oder Schlagwörter, sondern als Vektoren – numerische Repräsentationen ihrer Bedeutung. In einem solchen Vektorraum liegen inhaltlich ähnliche Elemente näher beieinander, unabhängig davon, ob es sich um Text, Bilder, Audio oder Video handelt. Dadurch lassen sich thematisch verwandte Inhalte auch dann zuverlässig finden, wenn unterschiedliche Begriffe verwendet werden oder Informationen in verschiedenen Formaten vorliegen. Unternehmen profitieren doppelt: Einerseits sinkt der Bedarf an starren Taxonomien und manueller Verschlagwortung, andererseits wird bislang brachliegendes Wissen nutzbar – als Fundament für KI-gestützte Assistenz, Automatisierung und bessere Entscheidungen.

Hybride Suche & Embeddings

In der Praxis hat sich selten eine reine Vektorsuche bewährt. Leistungsfähig wird Retrieval, wenn semantische Ähnlichkeitssuche mit klassischen Suchverfahren kombiniert wird. Diese hybride Suche nutzt die Stärken beider Welten: Die Vektorsuche erkennt Bedeutungen und Zusammenhänge, während strukturierte Filter den Kontext schärfen – etwa über Zeitstempel, Autor oder Abteilung, Quelle, Projektreferenzen, Vertraulichkeitsstufen, Sprache oder Dokumenttyp. KI kann zudem bei der Metadaten-Extraktion helfen, indem etwa Absender, Kundennummern oder Projekt-IDs automatisch erkannt werden. Entscheidend ist dabei ein sauber gestaltetes Prompting beziehungsweise robuste Extraktionsregeln, damit der semantische Suchraum um die für den Fachbereich relevanten Signale ergänzt wird.

Ein zentraler Hebel für die Relevanz ist die Wahl der Embedding-Modelle, mit denen Inhalte in Vektoren umgewandelt werden. Generische Sprachmodelle sind eine solide Basis, doch domänenspezifische Modelle liefern in vielen Fällen deutlich bessere Treffer. In Rechtsabteilungen können juristisch trainierte Embeddings Paragraphen und Interpretationen präziser zueinander in Beziehung setzen; in der Fertigung verbessern technisch fokussierte Modelle die Trefferqualität in Wartungs- und Prozessanleitungen. Mehrsprachigkeit spielt in deutsch-englischen Mischbeständen ebenfalls eine Rolle. Sinnvoll ist daher immer eine Evaluation auf eigenen Daten – etwa über Kennzahlen wie Top-k-Präzision, NDCG oder manuelle Relevanzbewertungen – sowie die Betrachtung von Latenz und Kosten, zum Beispiel ob Indexierung in Batches oder On-the-fly erfolgen soll.

Auswahl der Vektordatenbank: Optionen & Kriterien

Welche Vektordatenbank die richtige ist, hängt stark vom Anwendungsfall, vom Datenvolumen, vom Sicherheitsbedarf und vom vorhandenen Team-Know-how ab. Typische Optionen:

  • Azure AI Search – tiefe M365-Integration, Hybrid Retrieval (Vector+Keyword), Compliance im Managed-Service.
  • Postgres + pgvector – kosteneffizient, ein Stack (SQL+Vektor), volle Kontrolle; Betriebskompetenz nötig.
  • Qdrant – OSS/Cloud, hohe Performance, Vektor+Payload-Filter, gute Developer-UX.
  • Pinecone – voll gemanagt, sehr skalierbar, einfacher Betrieb; Lock-in/Kosten beachten.
  • Milvus – OSS/Cloud, verteilte skalierbare Vektorsuche, breites Ökosystem.
  • FAISS (Library) – hervorragende Ähnlichkeitssuche-Engine für Prototyp/On-Device; keine vollwertige DB.

Entscheidungskriterien: Skalierbarkeit und Latenz im Verhältnis zu den Kosten, Sicherheits-/Datenschutzanforderungen einschließlich RBAC, Integrationen (z. B. M365, Data Lake, ETL, MLOps) sowie das Betriebsmodell (SaaS vs. Self-hosted) und das vorhandene Team-Skillset.

Implementierung & Sicherheit: Fahrplan bis Go-live

Der Weg von der Idee zur produktiven Anwendung folgt einem klaren Muster: Am Anfang steht die Priorisierung – wo genau soll KI helfen und woran messen wir Erfolg (etwa kürzere Suchzeiten, bessere Top-Treffer, geringere „No-Results“-Quoten)? Anschließend werden die relevanten Datenquellen identifiziert und beurteilt: Welche Systeme und Formate gibt es, wie steht es um Datenqualität, Eigentümerschaft und bestehende Berechtigungen? Darauf aufbauend wird die passende Vektordatenbank ausgewählt – idealerweise mit einem schlanken Proof-of-Concept, der zwei bis drei Optionen unter realistischen Bedingungen vergleicht.

Sind die technischen Grundlagen gelegt, beginnt die eigentliche Indexierung. Inhalte werden in sinnvolle Abschnitte zerlegt, häufig im Bereich von einigen hundert Tokens, und bei Bedarf mit Überlappung versehen, um Kontext nicht zu verlieren. Dieser Schritt entscheidet maßgeblich über die Qualität der späteren Suchergebnisse. Parallel dazu werden Berechtigungen übernommen oder neu modelliert und im Abfragepfad als Sicherheitsfilter verankert. Erst dann entfaltet die hybride Suche ihre Wirkung: Metadaten werden automatisch extrahiert oder aus bestehenden Systemen übernommen, Relevanzgewichtungen feinjustiert und gegebenenfalls Synonym- oder Boost-Strategien ergänzt, um Fachvokabular und Abkürzungen abzubilden.

Betrieb, Optimierung & nächste Schritte

Nach dem ersten Go-live beginnt die Phase der Optimierung. Relevanzfeedback, Klickverhalten und Zeit-bis-zum-Ergebnis liefern Hinweise darauf, wo Embeddings nachgeschärft, Gewichtungen angepasst oder zusätzliche Metadaten integriert werden sollten. Ein schrittweiser Rollout – zunächst in einem Pilotbereich, dann in weiteren Teams – reduziert Risiken und ermöglicht Lernen am echten Anwendungsfall. Zum Betrieb gehören außerdem Versionierung von Embeddings und Indizes, geordnete Re-Indexierung bei Daten- oder Modelländerungen sowie eine kontinuierliche Kostenbeobachtung.

In Summe beheben Vektordatenbanken zentrale Schwächen generischer Systeme und eröffnen granulare Kontrolle sowie domänenspezifische Relevanz. In Kombination mit hybrider Suche, sauberem RBAC und einem stringenten Tuning-Prozess entsteht die tragende Infrastruktur für zukunftsfähige KI-Anwendungen – und das vorhandene Wissen im Unternehmen wird endlich verlässlich nutzbar.

Wenn du an einem konkreten Anwendungsfall arbeitest oder Unterstützung bei Architektur, Tool-Auswahl oder Modellwahl brauchst, melde dich gern. In einem kompakten Workshop priorisieren wir Use Cases und entwickeln einen risikoarmen Einstieg – bis hin zu einem belastbaren Pilot, der klare Ziele und Metriken verfolgt und sich anschließend skalieren lässt.

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