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Vom Widerstand zur Akzeptanz

Published on
11 Jan 2022
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Wie Unternehmenskultur KI-Integration fördert und Mitarbeiterverhalten verändert

von Prof. Dr. Beate Gleitsmann

KI bietet enorme Chancen, die Produktivität zu steigern und den Fachkräftemangel zu entschärfen. Indem sie Routineaufgaben automatisiert, Prozesse effizienter gestaltet und Mitarbeitenden mehr Freiraum für strategische und kreative Tätigkeiten gibt, kann durch KI im Durchschnitt bis zu 20 % der Arbeitszeit eingespart werden. Trotz zahlreicher Vorteile bleibt die Akzeptanz von KI bei den Mitarbeitenden eine zentrale Herausforderung. Die erfolgreiche Implementierung von KI erfordert ein aktives Management.

Studien zufolge hängt der Erfolg der KI-Implementierung maßgeblich davon ab, wie bereit die Mitarbeitenden sind, diese neuen Technologien in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Von Natur aus stehen Menschen Neuerungen eher kritisch gegenüber und neigen dazu, bestehende, bekannte und bewährte Arbeitsabläufe beizubehalten. Menschen sind oft zurückhaltend, wenn es darum geht, bestehende Arbeitsprozesse zu verändern oder neue Technologien einzuführen. Sie begegnen Neuerungen oft mit Skepsis, insbesondere wenn diese die gewohnten Arbeitsprozesse verändern. Je größer die Unsicherheit und Unwissenheit, desto größer der Widerstand gegen Veränderungen. Ein aktives Management ist notwendig, um Unsicherheiten zu minimieren und die Akzeptanz zu fördern. Nur so kann KI erfolgreich eingeführt werden.

Im Rahmen der praxisorientierten Forschung wurden zahlreiche empirische Studien, Workshops und Interviews durchgeführt, um das transformative Verhalten in Organisationen zu fördern. Die zentrale Frage lautet: Wie können Unternehmensmitglieder Veränderungen nicht nur passiv akzeptieren, sondern aktiv mitgestalten, um das Unternehmen nachhaltig weiterzuentwickeln? Besonders betont wird das transformative Verhalten jedes Einzelnen, das die aktive Rolle der Mitarbeitenden bei der Weiterentwicklung der Organisation in den Vordergrund stellt.

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Determinanten der KI-Implementierung

Dabei wurden vier Faktoren herausgefiltert, die den Erfolg der KI-Implementierung maßgeblich beeinflussen: persönliche Qualifikation, individuelle Motivation, Bereitstellung von Ressourcen und soziale Erwünschtheit der KI-Nutzung.

Die persönliche KI-Qualifikation umfasst die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen, um KI effektiv zu nutzen, wie Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen. Fachkompetenz bedeutet das Wissen darüber, wie KI-Tools angewendet werden. Methodenkompetenz beschreibt die Anwendung geeigneter Methoden, um Probleme zu lösen. Sozialkompetenz ist erforderlich, um die Zusammenarbeit und Kommunikation zu fördern, insbesondere bei der Vermittlung von KI-Ergebnissen im Team. Diese Qualifikation lässt sich im Unternehmen durch regelmäßige Schulungen, Trainings sowie Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen fördern.

Die individuelle KI-Motivation beschreibt den Willen, KI bei der täglichen Arbeit zu verwenden, basierend auf der Wahrnehmung von Nützlichkeit und erwarteten Vorteilen. Sie kann durch materielle (monetäre Belohnungen, Gehaltserhöhungen, Prämien) und immaterielle Anreize (Lob, Anerkennung, feierliche Auszeichnung) gesteigert werden.

Die Bereitstellung von KI-Ressourcen umfasst alle technischen, zeitlichen und personellen Ressourcen, damit sich die Mitarbeitenden mit KI beschäftigen können. Dazu gehören Lizenzen, API-Zugänge und Informationen zur datenschutzkonformen Nutzung. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden Zugang zu KI-Tools haben, die den Anforderungen des AI-Acts und der DSGVO entsprechen. Wichtig ist auch, die Mitarbeitenden kontinuierlich über Entwicklungen und Möglichkeiten der KI zu informieren.

 

Dadurch werden Berührungsängste abgebaut und die Akzeptanz gefördert.

 

Die soziale Erwünschtheit der KI-Nutzung wird durch Gesetze, Regelungen und Führungsgrundsätze geprägt. Eng damit verbunden ist die Vorbildfunktion der Führungskräfte: Sie sollten die Nutzung von KI-Technologien vorleben und zeigen, wie KI-Tools im Arbeitsalltag sinnvoll eingesetzt werden können, um Aufgaben effizienter zu erledigen. Dadurch werden Berührungsängste abgebaut und die Akzeptanz gefördert. Führungskräfte müssen klar signalisieren, dass der Einsatz von KI erwünscht ist und positive Ergebnisse für das gesamte Unternehmen bringt. Die Vorbildfunktion spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da Mitarbeitende die Bereitschaft zur Nutzung von KI oft von der Führungsebene übernehmen. Durch diese Vorbildwirkung fühlen sich Mitarbeitende sicherer im Umgang mit neuen Technologien, und die Akzeptanz wird weiter gefördert.

Einflussfaktoren auf den Erfolg von KI-Implementierung

Diese vier Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Verfügt eine Person über eine hohe KI-Qualifikation, wird sie sich eigenständig um den Abbau von Hindernissen und die Erweiterung ihrer Entscheidungsbefugnisse bemühen. Ist einer Person bewusst, dass KI im Unternehmen erwünscht ist, steigt ihre Motivation, KI zu nutzen. Die KI-Qualifikation beeinflusst die Motivation, da Wissen und Fähigkeiten Sicherheit und Selbstvertrauen schaffen. Motivation führt wiederum dazu, dass die Person Interesse daran hat, die notwendigen Kompetenzen für die KI-Nutzung zu erwerben. Eine Person, die durch KI repetitive Aufgaben automatisiert und dadurch effizienter arbeiten kann, ist motiviert, da sie überzeugt ist, dass der Einsatz zu positiven Ergebnissen wie Anerkennung oder Belohnung führt. Daher reicht der isolierte Einsatz eines einzelnen Instruments nicht aus. Alle vier Faktoren müssen integrativ angesprochen werden, damit die Implementierung von KI-orientierten Verhaltensweisen im Unternehmen gelingt.

Die Rolle der Unternehmenskultur bei der Implementierung der KI

Die Implementierung der KI ist kein Selbstzweck. Das transformative Verhalten der Mitarbeitenden sollte sich in Kundenzentrierung widerspiegeln. Damit das Potenzial von KI voll ausgeschöpft werden kann, spielt die Unternehmenskultur eine zentrale Rolle. Studien zeigen, dass Implementierungsmaßnahmen das Verhalten der Mitarbeitenden nicht unmittelbar beeinflussen, sondern über die Unternehmenskultur wirken. Eine direkte Verhaltensbeeinflussung ist somit nicht möglich. Vielmehr werden alle Maßnahmen vor den im Unternehmen bestehenden und akzeptierten Werten und Normen reflektiert. Unternehmenskultur ist somit ein Mediator der Wirkungsbeziehungen.

Implementierungsmaßnahmen wirken indirekt über die Unternehmenskultur

 

Vor diesem Hintergrund muss berücksichtigt werden, dass die transformative Kraft der KI nicht in einem „kulturleeren Raum“ Einzug hält. In jedem Unternehmen existieren bereits von den Mitgliedern geteilte und akzeptierte Werte, Normen und Artefakte, die für den Erfolg der KI-Implementierung besonders relevant sind. So kann die Implementierung von KI insbesondere in Unternehmen erschwert werden, die stark auf Tradition, bewährte Routinen und etablierte Hierarchien setzen. Werte und Normen wie Veränderungsresistenz, Misstrauen gegenüber Technologie, Hierarchiedenken, fehlende Fehlerkultur, Mangel an Weiterbildung und ein Fokus auf kurzfristige Ergebnisse wirken dabei hinderlich. Eine erfolgreiche Implementierung von KI hingegen wird durch Rahmenbedingungen gefördert, die Innovation, Offenheit, eine positive Fehlerkultur, Pilotprojekte und Erfolgsgeschichten betonen.

Sind die Implementierungsmaßnahmen auf Innovationen ausgerichtet, wie bei den Determinanten der KI-Implementierung beschrieben, kann durch den kombinierten Einsatz aller Maßnahmen eine KI-adaptive Unternehmenskultur geschaffen werden, sodass der Umgang mit KI im Unternehmen zu einer Selbstverständlichkeit wird. Dazu bedarf es einer KI-orientierten Ausrichtung aller Implementierungsinstrumente. Erst die indirekte Wirkung einer KI-orientierten Unternehmenskultur beeinflusst die Verhaltensweisen der Mitarbeitenden positiv. Dieser indirekte Effekt auf das Verhalten der Mitarbeitenden verdeutlicht, dass es sich um eine kontinuierliche Aufgabe handelt, die vom Management aktiv verfolgt werden muss. Nur so können KI-orientierte Inhalte verwirklicht und eine entsprechende Unternehmenskultur entwickelt werden.

 

Die Mitarbeitenden sollten ermutigt werden, KI auszuprobieren.

 

Mut zur Veränderung vorleben

Die Förderung einer innovativen Unternehmenskultur, in der Veränderungen selbstverständlich sind und Fehler als Teil des Lernprozesses betrachtet werden, ist entscheidend für den erfolgreichen Einsatz von KI. Die Mitarbeitenden sollten ermutigt werden, KI auszuprobieren, indem ihnen die notwendigen Werkzeuge zur Verfügung gestellt und Möglichkeiten zur Kommunikation ihrer Erfahrungen geboten werden. Fehler müssen als Lernchancen anerkannt werden, um kreatives Denken zu fördern und Berührungsängste im Umgang mit KI abzubauen – das Management spielt hier eine zentrale Rolle. Wenn aus gewöhnlichen Meetings Hackathons und schließlich Promptathons werden, ist dies ein Zeichen dafür, dass alles in die richtige Richtung geht. Das Management muss eine Kultur vorleben, in der Wandel positiv gesehen wird, und die Mitarbeitenden zu Kreativität und Experimentieren mit KI ermutigen.

Das immense Potenzial von KI kann nur gemeinsam erschlossen werden, und Hemmschwellen im Umgang mit dieser Technologie lassen sich nur durch eine KI-orientierte Unternehmenskultur überwinden. Angesichts der schnellen technologischen Entwicklung ist es entscheidend, dass die Mitarbeitenden ihre KI-Kompetenzen kontinuierlich ausbauen und Neues lernen. Unternehmen, die diese Herausforderungen meistern, können nicht nur ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern auch neue Wege der Wertschöpfung beschreiten. <

Dieser Artikel erschien erstmalig in unserem Magazin data! Ausgabe 02/24. Jetzt kostenlos lesen!

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